Elektronische Zigarette : Entstehung einer irrationalen Angst !

Einführung


Wie konnte es passieren dass ehemalige Raucher von herkömmlichen Zigaretten – denen es gelungen ist mit Hilfe der e-Zigarette mit dem überaus schädlichen Laster aufzuhören – dazu entschlossen haben mit dem Zigarettenrauchen wieder anzufangen ? Hauptgrund ist die kollektive Hysterie die der öffentlichen Gesundheit und der Schadensminderung entgegen wirkt !

Irrationales Verhalten, hervorgerufen durch Angst


Als Mensch bewerten wir kontinuierlich die Risiken unseres Handelns. Jedoch sind wir bei jeder unserer Entscheidungen immer wieder Gefangene unserer Vorurteile. Systematisch neigen wir dazu die uns bekannten Gefahren zu übersehen – während wir auf diejenigen die Schlagzeilen machen vehement reagieren.

Die meisten von uns wissen : Statistisch betrachtet ist das Reisen mit dem Flugzeug viel weniger gefährlich als das Reisen mit dem Auto! Laut Aviation Safety Network (ASN) wurden 2018 – bei einem Volumen von 37,8 Millionen Linienflügen – 15 Flugzeugunfälle verzeichnete bei denen 556 Menschen ums Leben kamen. Das ergibt eine Quote von einem Unfall für 2,52 Millionen Flüge. Trotzdem haben aber viele von uns immer noch Angst mit dem Flugzeug zu reisen – benützen jedoch, ohne das geringste Zögern, weiterhin täglich das Auto !

Anzahl der Flugzeugunfälle im Jahr 2018 - Aviation Safety Network (ASN)

Ein eklatantes Beispiel dafür gab es nach den horrenden Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA. Die darauf folgende irrationale Flugangst, inspiriert von diesen Ereignissen, hat dazu geführt dass auch auf langen Strecken die Menschen wieder auf das Reisen mit dem Auto zurück gingen. Zusätzlich haben Komplikationen und neue Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen diesen Effekt wahrscheinlich noch verstärkt. Amerikanische Forscher schätzen dass in den Monaten nach den Anschlägen das Umsteigen von objektiv sicheren Aktivitäten auf solche mit höherem Risiko einen Anstieg von Hunderten zusätzlichen Todesfälle auf den Straßen zur Folge hatte. Es ist als hätten die Terroristen zweimal zugeschlagen. Einmal durch direktes Töten beim Anschlag, und ein weiteres Mal durch das Entstehen von Angst induziertes vermehrtes Risikoverhalten.

Und wie ist es bei der elektronischen Zigarette ?

Dieses Phänomen reproduziert sich jetzt auch bei der elektronischen Zigarette. Eine Anzahl von Todesfällen – die allgemein (fälschlich) der e-Zigarette zugeschrieben werden – machen seit Monaten schreckliche Schlagzeilen. Die Auswirkungen : Vaper sind in Panik geraten ; Anti-Raucher-Gruppen haben dem Vape den Kampf angesagt ; und Gesetzgeber fordern ein Verbot von Vape-Produkten. Und dies obwohl der wirklich Schuldige längst bekannt ist : Vitamin E-Acetat; ein in Cannabisprodukten enthaltenes Öl welches auf dem Schwarzmarkt illegal angeboten wird.

Zusätzlich ist mit Sicherheit bekannt – und auch wissenschaftlich bewiesen – dass die elektronische Zigarette :

Diese Panikreaktionen bezüglich einer neuen Lungenkrankheit haben dazu geführt dass Tausende von ehemaligen Rauchern wieder zum rauchen von traditionellen Zigaretten zurückgekehrt sind. Und das obwohl mit Sicherheit bekannt ist – und auch dies ist durch wissenschaftlich Untersuchungen beweisbar – dass jeder zweite Raucher daran stirbt.

Ein völlig irrationales Benehmen !

Massive Risikoverstärkung


Ein ähnlicher Effekt wurde auch nach der Atomkraftwerkkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 beobachtet. Vor diesem Unfall war Japan weltweit der drittgrößte Nutzer von Kernenergie. Nach dem tragischen Unfall hat die plötzliche Angst vor einer erneuten Katastrophe jedoch zur vollständigen Abschaltung der Kernreaktoren des Landes geführt. Und dies wiederum bewirkte den erneuten Übergang zur Nutzung fossiler Brennstoffe – ein Entscheid der nicht nur die Luftverschmutzung und die Kohlenstoffemissionen erhöhte, sondern auch die Energiekosten dramatisch ansteigen ließ. Infolgedessen blieben Tausende von Einwohnern ohne die finanziellen Mittel sich vor der extremen Kälte zu schützen. In einer Studie des US National Bureau of Economic Research (NBER) schätzen Ökonomen dass dieser Heizungsmangel in Japan zwischen 2011 und 2014 zusätzlichen 1200 Todesfälle forderte. Somit wurde die Anzahl der Toten mit der direkt vom Unfall in Fukushima betroffenen Sterblichkeit wesentlich übertroffen.

Kernkraftwerk Fukushima, Japan

In einem Bericht aus dem Jahr 2002 beschreiben die Psychologen Paul Slovic und Elke Weber diese Art der Reaktion auf beängstigende Ereignisse als « Soziale Verstärkung des Risikos ». Sie stellen fest, dass bei Auftreten einer unerwarteten Gefahr “die negativen Auswirkungen (...) manchmal weit über den direkten Schaden von Opfern und Eigentum hinausgehen und dabei massive indirekte Folgen haben können (...)“. Man kann dieses Phänomen mit einem Stein vergleichen der ins Wasser fällt. Die Wellen breiteten sich nach außen aus. Dabei trifft es zunächst die direkt betroffenen Opfer, danach alle anderen die indirekt betroffen sind.

Im Allgemeinen sind es die Medien die an der Verstärkung dieser Situation Schuld tragen. Eine Google-Suche mit den Wörtern
« Krankheit » und « Vaping » liefert tausende von Ergebnissen, wobei viele davon aber nicht klar kommunizieren – oder gar nicht – um welche Art von Produkt es sich bei der « Epidemie » in den USA handelt. Die Medien haben die Gefahr erheblich überschätzt. Sie taten dies indem sie unzählige Berichte veröffentlichten, immer wieder mit nach Sensation schreienden Titeln, z.B. : « Tote nach E-Zigi – das sollten Vaper beachten » oder « Führen E-Zigaretten mit Wirkstoff THC zum Tod » (20minutes, respektive 4. + 19. Oktober 2019).

Und dies, wiederum, hat zur Folge das die gesamte Vape-Industrie – derer Überleben in mehreren Ländern wo eine restriktive Regulierung zusammen mit dem ideologischen Widerstand gegen den Nikotinkonsum noch immer prekär ist – durch die ängstlichen Reaktionen auf solche (fälschlich) negative Berichterstattungen in den Medien existenziell bedroht ist.

Der Tod von Zigarettenrauchern gehört zu unserem Dasein


Lungenerkrankungen die durch das Einatmen von Vitamin E-Acetat verursacht wurden sind zu Recht beängstigend und erfordern nicht nur eine genaue Untersuchung, sondern auch eine fortgesetzte Prävention. Wir sollten das Risiko im Auge behalten !

Am 21. November 2019 betrug die Anzahl der Toten, die auf diese neue potenzielle Gefahr zurückzuführen sind, 42 Personen. Im Vergleich dazu schätzt das amerikanischen Center of Disease Control (CDC) dass 480‘000 Todesfälle pro Jahr in den USA einen Zusammenhang mit dem Zigarettenrauchen aufweisen. Anders ausgedrückt bedeutet dies dass täglich 30-mal mehr Amerikaner an rauchbedingten Krankheiten sterben als es Todesfälle gibt die auf diese sogenannte, mit Vape in Verbindung gebrachte, Lungenkrankheit zurückzuführen sind. Tragischer Weise sind wir aber an die Todesfälle von Zigarettenrauchern gewöhnt ; e.g. sie sind Bestandteil unseres Daseins. Dagegen ist uns Vape weniger (oder überhaupt nicht) bekannt, so dass wir auf dieses neue Risiko alarmiert reagieren… was auch eine rationale Reaktion erschwert !

Dieser Umstand hat amerikanischen Behörden sofort dazu veranlass hastig und wahllos zu reagieren. Im Bundestaat Michigan, z.B. ging die Polizei von Vape-Shop zu Vape-Shop um das neu eingeführte Verkaufs-Verbot von aromatisierten e-Liquides durchzusetzen. Eine Dringlichkeitsanordnung des dortigen Gouverneurs verhing sogar einen Freiheitsentzug von bis zu sechs Monaten für Straftäter. Und im Bundestaat Massachusetts überwachte die Polizei einen Vape-Shop, durchsuchten das Auto des Inhabers nachdem dieser seinen Arbeitsplatz verlassen hat, und beschlagnahmte danach eine Kasse als Beweismittel für den illegalen Verkauf von aromatisierten e-Liquides. Übrigens arbeiten die zuständigen Massachusetts-Behörden derzeit an einem Gesetzesentwurf welcher das Vapen von aromatisierten e-Liquides mit einer e-Zigaretten gänzlich verbietet. Sind solche Zustände nicht irrational ?

Eine Zunahme der Todesfälle und ein Angriff auf die individuelle Freiheit


Leider bringen diese irrationalen Reaktionen nur noch mehr Menschenleben in Gefahr. Um mögliche Gefahren so gering wie möglich zu halten wird deshalb den Gesetzgebern empfohlen vorsichtig vorzugehen. Und dies zu Recht ! So berichtet z.B. das Royal College of Physicians in einer umfassenden Untersuchung zur Schadenminderung von Tabak dass eine übermäßige Risikoaversion nachteilig sein kann: "Wenn dieser Ansatz zusätzlich dazu führt das e-Zigaretten weniger zugänglich, weniger angenehm oder weniger akzeptabel, kostspieliger, pharmakologisch weniger wirksam – oder die Innovation und die Entwicklung neuer und verbesserter Produkte behindert – verursacht dies einen Schaden indem das Rauchen aufrechterhalten wird ".

Genauso wie bei der Zunahme der mit dem Auto reisend Personen nach dem 11. September 2001 in den USA, oder den ansteigenden Stromkosten nach Fukushima in Japan, wird die Substitution der e-Zigarette durch das Rauchen von traditionellen Zigaretten bei gegenwärtigen oder potenziellen Vapern tödliche Folgen haben. So haben amerikanische Gesundheitsforscher die Tatsache errechnet dass ein weit verbreitetes Umsteigen vom Zigarettenrauchen zum e-Dampfen bis zum Jahr 2100 mehr als 6 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindern würde ! Die öffentliche Wahrnehmung jedoch bleibt zurück : Vaper geraten in Panik und gehen wieder zurück zum Zigarettenrauchen ! Hinzu kommt dass diese kurzfristige Politik von Anti-Raucher-Gruppen befürwortet wird – und dies, wiederum, lässt dieses perverse Ergebnis immer wahrscheinlicher werden !

Im Weiteren bewirkt das Verbot von aromatisierten e-Liquides folgendes : e-Zigaretten werden für derzeitige Raucher weniger attraktiv ; das Internetverkaufs-Verbot verweigert den Zugang für Zigarettenrauchern in ländlichen Gebieten ; die alarmierenden Botschaften machen Zigarettenraucher weniger anfällig für Veränderungen. Vor allem aber verhindert das totale Vape-Verbot – wie es kürzlich in San Francisco oder im Bundesstaat Massachusetts erlassen wurde – den Rauchern von herkömmlichen Zigaretten die Möglichkeit auf ein weniger schädliches Produkt umsteigen zu können.

Nichts davon ist für eine freie Gesellschaft geeignet. Diese auf Angst basierten Reaktionen gefährden auch die individuelle Freiheit von einwilligenden erwachsenen Personen. Zusätzlich gefährden die auf Angst gestützten Reaktionen von Gesundheitsbehörden, Gesetzgebern und Anti-Raucher-Gruppen die eigentliche Ursache für die Reduzierung der durch den Tabakgenuss entstandenen Schäden. Einverstanden, es braucht vernünftige Schritte um den Gebrauch der elektronischen Zigarette von jungendlichen Personen zu bekämpfen, wir sollten aber zunächst großzügig davon ausgehen dass ein erwachsener Mensch über seinen eigenen Körper herrschen und walten kann !

Fazit


Das Verbrennen von Tabak mit einer traditionellen Zigarette tötet jeden zweiten Raucher ! Dagegen sind elektronische Zigaretten 95% weniger schädlich, und sie sind auch derzeit die beste Alternative um mit dem Zigarettenrauchen Schluss zu machen ! Da das Vapen momentan jedoch nicht überall bekannt ist reagiert die allgemeine Menschheit alarmierend auf ein solches neues Risiko, was wiederum eine rationale Reaktion erschwert. Daher müssen die mit der Gesundheit beauftragten Behörden diesen Umstand berücksichtigen… damit sie ihre Risikominderungspolitik verbessern können ! Um das richtige Gleichgewicht zu finden müssen sie die Risiken sorgfältig abwägen und sich weigern in Panik zu geraten. Wenn diese Aufgabe falsch verstanden wird – und keine gewinnbringende Lösungen entstehen – werden die Forscher in einigen Jahren darüber berichten wie die irrationalen Reaktionen auf die diesjährige, mysteriöse Lungenkrankheit zu viel mehr vermeidbareren Todesfällen geführt hat als die Krankheit selbst.

Anmerkung : Dieser Beitrag wurde inspiriert durch die Veröffentlichung bei Jacob Grier im Slate Magazine vom 21.11.2019 (in englischer Sprache).